Zockende Eltern, Mamas, Papas kennen es: für das liebste Hobby bleibt oftmals kaum bis gar keine Zeit mehr. Die Kids verlangen die vollste Aufmerksamkeit, wodurch PC-Gaming und Konsolen-Spiele stärker in den Hintergrund rücken.
Da ist die Nintendo Switch schon eine Offenbarung, denn der große Vorteil ist nicht nur die Mobilität, sondern darüber hinaus außerdem die Möglichkeit, mit dem jeweiligen Spiel einfach ins Standby zu gehen und später zu einem beliebigen Zeitpunkt an exakt jener Stelle per Knopfdruck fortzufahren, an der man aufgehört hat. Zumindest wenn es kein Onlinespiel ist.
Die Switch war daher bislang mein liebstes und auch meist gespieltes Gaming-Gerät. Xbox, PlayStation und vor allem der PC sehnen sich nach mehr Aufmerksamkeit. Und diese Lücke füllt für mich nun Valves Steam Deck. Während PC-Gaming nativ auf dem Steam Deck möglich ist, lassen sich Xbox- und PlayStation-Spiele auf den tragbaren PC streamen.
Und PC ist hier das Stichwort, denn das Steam Deck ist ein vollwertiger PC, der mit Linux bzw. SteamOS läuft. Wer möchte, kann sich sogar Windows installieren. Hierfür bietet Valve inzwischen Treiber an. Schaltet man das Steam Deck ein, so startet eine spezielle Steam-Oberfläche, deren Bedienung extra für Controller bzw. den Formfaktor des Steam Deck entworfen wurde. Die Navigation ist übersichtlich und fühlt sich wie aus einem Guss an. Wer mehr aus dem Gerät holen möchte, schaltet optional in den Desktop-Modus und hat eine waschechte PC-Erfahrung vor sich. Maus und Tastatur lassen sich via Bluetooth verbinden, einen Bildschirm kann man via USB-C-HDMI-Kabel anschließen. Oder man schließt eine Docking-Station eines Drittherstellers an, denn die offizielle von Valve lässt noch auf sich warten. Ohne Maus und Tastatur funktioniert die Navigation auch reibungslos im Desktop-Modus, wenn auch etwas fummeliger, entweder mittels Touchscreen oder noch besser mittels der beiden integrierten Touchpads, mit denen die Maus-Steuerung tatsächlich angenehm von der Hand bzw. in dem Fall vom Daumen geht.
Im Desktop-Modus ist im Grunde alles möglich, was auch mit einem herkömmlichen PC umsetzbar ist. Egal ob Textverarbeitung, Bildbearbeitung, natürlich Spiele, Filme schauen, surfen und vieles mehr. Darüber hinaus eröffnet der Desktop-Modus einige Annehmlichkeiten, nämlich die Installation von Drittanbieter-Software. Darunter mit ein paar Kniffen die Launcher von Epic Games, GOG, EA Origin und Co. Somit ist man also nicht zwangsweise an Steam gebunden, kann optional jedoch die heruntergeladenen Spiele als „Steam-fremde Spiele“ hinzufügen und somit auch via SteamOS starten. Und wenn ich von Drittanbieter-Programme rede, schließt das Emulatoren mit ein, wodurch sich eine schier unendliche Palette an Spielen eröffnet.
Das Steam Deck ist also ein herkömmlicher PC im „Switch-Format“. Nur dass man nicht an eine Plattform zwingend gebunden ist und absolute Freiheiten genießt. Die eigene Steam-Bibliothek befindet sich, zumindest theoretisch, vollständig in beiden Händen. Theoretisch deshalb, weil längst nicht alle Spiele laufen, auch wenn sie das technisch sicherlich könnten. Dennoch ist Valve voll und ganz dabei immer mehr Spiele zu „verifizieren“ bzw. als spielbar einzustufen, während zahlreiche Entwickler an der Kompatibilität arbeiten.
Darüber hinaus bekommt das Steam Deck sehr regelmäßig neue Updates spendiert, mit denen entweder Fehlerbehebungen oder auch neue Funktionen Einzug halten. Darunter wurde beispielsweise die Lüftersteuerung angepasst, wodurch das Gerät insgesamt leiser geworden ist. Und auch AMDs Upscaling-Technologie Fidelity FX Super Resolution (FSR) wurde integriert.
Ansonsten bietet das Steam Deck diverse Anpassungen, um Spiele besser spielbar zu machen oder aber um Akku zu sparen. So ist es etwa möglich die Bildrate oder auch Thermal Power Limit (TDP) zu begrenzen.
Letztendlich ist das Steam Deck nicht direkt ein Plug-and-Play-Gerät. Das mag zwar für einige Spiele funktionieren, gerade wenn sie für das Gerät optimiert oder auch verifiziert worden sind. Doch am Ende bleibt es ganz klassisches PC-Gaming, bei dem man Einstellungen vornimmt, hier und da probiert und auch ein wenig herumfummelt. Die typische Konsolen-Erfahrung kratz also nur an der Oberfläche.
Über das Steam Deck lässt sich noch viel quatschen. Doch um auf die anfängliche Aussage zurückzukommen: für zockende Eltern, die vor allem das PC-Gaming wieder genießen möchten, ist das Steam Deck DAS Must Have. Die Kids sind gerade eingeschlafen und Ihr wollt eine Runde Elden Ring, Fortnite, Grand Theft Auto 5, Forza Horizon, God of War und Co. spielen, oder aber ein paar Roms anwerfen oder das neuste Gratis-Spiel aus dem Epic Store testen? All das geht. Das Kind wird wach, Konsole schnell ausschalten und nach dem kleinen „Zwischenfall“ an der gleichen Stelle weitermachen? Kein Problem, einfach Knopf drücken und weiter gehts.
Und wie liegt es in der Hand? Die Frage ist nicht gerade unwichtig, denn selbst wenn sich Bildschirm, Maus und Tastatur anschließen lassen, so ist doch das Couch-Gaming das, worauf das Steam Deck abzielt. Hattet Ihr schon einmal eine Switch in der Hand, so kommt Euch das Steam Deck wahrscheinlich gigantisch vor. Im Vergleich zu Nintendos Konsole wiegt Valves Rechner nicht nur mehr – was im wahrsten Sinne des Wortes aber nicht zu sehr ins Gewicht fällt 😉 -, sondern es ist auch deutlich größer, dicker und klobiger. Vor allem am Anfang muss man sich schon sehr an die Haptik und die nicht immer optimale Erreichbarkeit gewöhnen. Nach gut zwei Wochen habe ich das Steam Deck fest im Griff und möchte es gar nicht mehr anders haben. Sicherlich Geschmacksache und eine Frage der Gewöhnung.
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