Es war im Jahr 1977, als die damals noch unbekannte Designer-Legende Shigeru Miyamoto bei Nintendo anfing. Ursprünglich wollte der ehemalige Spielzeughersteller keinen Designer einstellen, ließ sich jedoch von ihm überzeugen und setzte ihn alsbald in die Kreativabteilung. Nach der Entwicklung von diversem Spielzeug und Designs sollte Miyamoto das Gehäuse der beiden Konsolen-Plattformen Color TV Game Racing 112 (1978) und Block Kuzushi (1979) sowie Arcade-Automaten übernehmen. Schließlich folgten erstmals Grafiken für verschiedene Spiele.
Und dann wurde Nintendo of America (NoA) gegründet, dessen Arcade-Titel Radar Scope keinen großen Absatz fand und dadurch ein Großteil der Automaten nicht verkauft wurden. Die standen also herum und von schwarzen Zahlen war das Tochterunternehmen entfernt, weshalb Nintendo Miyamoto mit der Entwicklung eines neuen Spieles beauftragte. Praktisch: die nicht verkauften Automaten von Radar Scope sollten mit dem neuen Spiel bespielt werden. Miyamoto selbst hatte keinerlei Erfahrung mit Game-Design und bekam daher unter anderem den späteren Game-Boy-Erfinder Gunpei Yokoi an seine Seite.
Zusammen sollten sie an einem Spiel rund um die Kultfigur Popeye arbeiten, da Nintendo bereits Popeye-Spielkarten und ‚Game & Watch‘-Titel im Programm hatte.
„Deshalb wurde ich zunächst gefragt, ob ich nicht ein Spiel mit Popeye als Figur entwickeln könnte. Das grundlegende Konzept von Popeye lautet: Da ist ein Held, da sein Widersacher. Der Held schafft es, mit Hilfe von Spinat den Spieß umzudrehen“, so Miyamoto.
In dem Spiel ging es um das Klettern auf Leitern, um so auf die obere Ebene zu gelangen und Olive Oyl aus den Klauen des Fieslings Bluto zu befreien. Die Idee war, einen großen, muskulösen und – laut Miyamoto – dummen Fiesling zu kreieren, dem sich ein vergleichsweise kleiner Charakter stellt.
Doch dann kam der Zeitpunkt, an dem Nintendo Popeye in diesem Spiel nicht mehr verwenden durfte. Miyamoto zufolge habe es sich damals so angefühlt, als ob man ihn selbst von der Leiter gestoßen habe.
„Wir wussten zum damaligen Zeitpunkt nicht, wie wir fortfahren sollten. Dann kam uns der Gedanke: „Warum denken wir uns nicht eine eigene Figur aus?“, erklärt Miyamoto.
Und so kam es, dass er seiner Kreativität freien Lauf lassen konnte, wodurch er das Konzept überarbeitete und eigene Figuren erschuf. Neben Donkey Kong und Pauline war das ebenso Mario, wenn auch unter einem anderen Namen. Schon hier zeichnete sich das Äußere des Klempners ab, wie man es heute kennt – zumindest auf dem Bildschirm. Größter Unterschied war die rote Latzhose, während er heute blau trägt.
Auf dem offiziellen Artwork hingegen war von dem knuffigen Mario noch nicht viel zu sehen, stattdessen wirkte er ein wenig wie ein älterer Herr aus dem Popeye-Universum gegriffen. Auf manchen Bildern wurde er sogar mit einer Glatze abgebildet.
Zudem war damals nicht von einem Klempner die Rede, sondern von einem Zimmermann. Hier ließ sich Miyamoto von seinem Großvater inspirieren, der diesem Beruf nachging. Es war die Geburt von Mario. Was dann folgte, konnten sich weder Nintendo noch Miyamoto ausmalen.
In den folgenden Jahren scharrte Miyamoto ein Team um sich, das unter anderem aus Komponist Koji Kondo (Zelda, Super Mario) und Designer Takashi Tezuka (beide Mario und Zelda) bestand, um an weiteren Projekten zu arbeiten. So folgte bald der Donkey-Kong-Nachfolger Donkey Kong Jr., Ice Climber sowie das Spin-off Mario Bros., bei dem erstmals Marios Bruder Luigi zu sehen war.
Doch das wahrscheinlich bekannteste und wichtigste Spiel in der Geschichte von Nintendo folgte erst 1985. Es stellte alles auf den Kopf und war Jahrzehnte nicht nur das erfolgreichste Videospiel weltweit, sondern stellte im Jump&Run-Genre, das von Donkey Kong quasi begründet wurde, eine Messlatte auf, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbiss. Und Super Mario stieg damit zu einer der größten Figuren der Popkultur auf.
Die Rede ist natürlich von Super Mario Bros. für das NES. Die klassische Melodie von Level 1-1 summt vermutlich fast jeder Gamer aus dem Gedächtnis mit. Und das hervorragende Gameplay ist völlig zeitlos und selbst heute noch intuitiv.
Übrigens feiert Nintendo Super Marios Jubiläum am 13. September, nämlich an dem Tag, als 1985 das Spiel Super Mario Bros. auf den Markt kam. Doch geboren wurde Mario an einem 11. Oktober, wie an mehreren Stellen alter Ausgaben des offiziellen Nintendo-Magazins Nintendo Power hervorgeht.
Und wie alt ist er nun? Mario wird offensichtlich nicht älter und Nintendos offizielle Angabe ist das Alter 26, wobei Miyamoto vor langer Zeit von „zwischen 24 und 25 Jahren“ sprach. Darüber hinaus wurde Mario – zusammen mit seinem Zwillingsbruder Luigi – im Pilzkönigreich geboren. So stellte das Nintendo etwa schon im SNES-Klassiker Yoshi’s Island dar und das gilt nach wie vor.
Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, wenn man zurück zu den Anfängen geht und den offiziellen Nintendo-Kanon außer Acht lässt. So wird beispielsweise in offiziellen Spieleberatern aus den Neunzigern, im Spiel Mario is Missing!, den beiden Mario-Filmen und der Mario-Zeichentrickserie Brooklyn (Stadtteil von New York) als Geburtsort bzw. Wohnort genannt.
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